Ortsvorsteher übergeht gesamte Ortsgemeinschaft? – Ärger in Süggerath ist groß

Ratsmitglied Speuser schlägt Grundstück in Süggerath für Flüchtlingsunterkunft vor

Am Ortsrand von Süggerath gelegen: Die Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose. Nach dem Willen vom Ortsvorsteher Speuser soll diese wachsen.

Geilenkirchen. Würde es in Geilenkirchen eine Wahl zum „Wort des Jahres“ geben, so wäre „Flüchtlingsunterkunft“ konkurrenzlos. Ein weiteres Kapitel zu diesem Thema wurde in der letzten Ratssitzung geschrieben. Neben der Zentralen Unterbringungseinheit (ZUE), die aufgrund des Bürgerbegehrens in der Wartestellung ist, waren mögliche Grundstücke zur Planung weiterer Unterkünfte für geflüchtete Menschen ein Tagesordnungspunkt dieser Sitzung. Fünf Grundstücke wurden bereits in vorherigen Ausschüssen besprochen und zur Bebauung mit Container oder im Massivbau in Erwägung gezogen. In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause waren es plötzlich sechs Grundstücke, die von der Verwaltung der Stadt als mögliche neue Standorte infrage kommen. Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld bedankte sich bei der Bekanntgabe der neuen Grundstücksfläche ausdrücklich beim Ratsmitglied Lars Speuser (CDU). Dieser hatte das Grundstück am Limitenweg in Süggerath „ins Spiel“ gebracht. Dort existiert bereits eine Unterkunft für Flüchtlingsfamilien und Obdachlose. „Seit nunmehr zehn Jahren bin ich Ortsvorsteher in Süggerath. Die Nachbarschaft mit den Bewohnern vom Limitenweg klappt gut. In der gesamten Zeit gab es insgesamt zwei Meldungen. Einmal war es eine Ruhestörung. Ein Süggerather hat mir letztens noch gesagt, dass er die Flüchtlingsunterkunft gar nicht bemerke. Ich trage einen Beschluss zur Aufstockung im Limitienweg mit, wenn eine ständige Betreuung gesichert ist. Das heißt, mindestens zwei Tage in der Woche muss ein Sozialarbeiter vor Ort sein“, so Lars Speuser.

Dass die Grundstücksfläche in Süggerath nicht erst seit gestern ein Thema ist, bestätigte der Technische Beigeordnete Stephan Scholz: „Wir haben immer wieder diese Fläche in Erwägung gezogen. Es ist aber notwendig die Freihaltezone zu beachten. Die Hochspannungsleitung und auch der geplante Bau der Brücke in Süggerath würden Planung berücksichtigt. Da würde es keine Probleme geben.“

Unmittelbar nach der Ratssitzung hat der Lars Speuser einen Brief an seine Bürger in Süggerath gerichtet und um Verständnis für sein Vorgehen gebeten. In seinem Brief steht: „Weitere Flüchtlinge im Limitenweg: Ist das gut? Ist das schlecht? Macht es überhaupt einen Unterschied?“ Auf zwei Seiten versucht Speuser die Notwendigkeit der Aufnahme darzulegen und meint, dass sich aus „meiner Sicht eigentlich gar nichts ändert“. Er verweist auch darauf, dass die Stadt eine Aufnahmeverpflichtung habe, die auch durch den Bau einer ZUE nicht at acta gelegt wird. Somit benötige Geilenkirchen auch danach noch weitere Unterkünfte für geflüchtete Menschen.

Am Wochenende machte sich jedoch im Ort Widerstand breit. Wiederum ist es ein Ortsbrief, diesmal von Bürgern aus Süggerath. „Ortsvorsteher schlägt Süggerath als geeigneten Ort für Flüchtlingsunterkunft vor – und übergeht dabei die gesamte Ortsgemeinschaft“ heißt es in der Überschrift. Weiter wird Speuser vorgeworfen, dass „er im völligen Alleingang im der Ratssitzung vom 03.07.2024 Süggerath als geeigneten Ort für eine – zusätzliche! – Flüchtlingsunterkunft aktiv vorgeschlagen hat…“ Der Ratsvertreter und Ortsvorsteher Speuser verweist darauf, dass man in einem Brief nicht alles mitteilen kann und es wichtig sei, im Gespräch zu bleiben.  Zum nächsten Bürgerstammtisch lädt er am Sonntag, 14. Juli, 10.30 Uhr, in die Gaststätte Süggerath ein.

8 Kommentare

  1. Es handelte sich um einen Prüfauftrag an die Verwaltung. Diese Prüfung steht noch ganz am Anfang. Nicht mal die Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen ist in greifbarer Nähe. Der Prozess befindet sich also noch im Anfangsstadium.
    Genau in diese Phase gehört sowohl die Betrachtung der jüngeren Vergangenheit (zehn Jahres sehr gutes Miteinander) als auch die Abfrage unter den Süggerathern. Daher habe ich im Ortsbrief am Tag nach der Ratssitzung um Rückmeldungen gebeten.
    Zudem bin ich nochmal in der angrenzenden Straße von Tür zu Tür gegangen. Hierbei gab es zuerst positive Rückmeldungen. Verständlicherweise haben sich die Anlieger aber nochmals Gedanken gemacht. Ein Haushalt hat sich nochmal gemeldet, nachdem ich shcon mit ihm gesprochen hatte. Man hatte nochmal untereinander gesprochen, was verständlich ist. Das Gespräch mit einem weiteren Haushalt kam erst nach mehreren (beidseitigen) Kontaktversuchen zustande. Beide Haushalte hatten die Bitte, dass keine weiteren Flüchtlinge dort untergebracht werden. Zum einen trägt die Umgebung bereits eine gewisse Belastung. Ich finde gut und man sollte seinen Respekt zollen, dass die Nachbarschaft diese trägt. Wenn seitens verschiedener Nachbarn nun vorgetragen wird, dass man aber vor einer Ausweitung Bedenken hat, verstehe ich dies. Daher habe ich heute Vormittag bereits meinen Fraktionskollegen als auch der Bürgermeisterin sowie den Beigeordneten mitgeteilt, dass ich den Nachbarn dankbar bin und hier an ihrer Seite stehe. Eine Verfolgung des Standortes ist für mich vom Tisch und ich werde eine Erweiterung des Standortes daher nicht mittragen können.

    Im Übrigen kamen aus dem Ort sehr viele positive Rückmeldungen. Neben dem Brief gab es eine weitere Rückmeldung zum Vorgehen. Hier würde man sich ein Bürgerentscheid zum Thema wünschen.

  2. Tja was will man von den Einheitsparteien aus CDU/CSU, SPD, Die Grünen, Linken & FDP auch sonst erwarten, Schönfärberei und Lügen ihrer Agenda, koste es was es wolle, auch wenn wir Pleite sind. Die Zeche zahlt ein jeder von uns ob Bürger Gewerbetreibende Selbstständige und Arbeitnehmer. Das Chaos ist nicht mehr fern, denn so wie im Bund & den Ländern drehen die Parteipolitiker in den Kommunen vollkommen frei und die Verwaltung schliesst sich an. Es gibt genügend Belege dafür wie verantwortungslose Mandatsträger bis hinab zu den Bürgermeistern ihre Posten missbrauchen um ihre Auftraggeber zu befriedigen. Schulden spielen keine Rolle auch wenn man sich die Explosionen in bestimmten Etas ( Haushaltspositionen ) zu Gemüte führt. Das muss beendet werden.

  3. Dumm gelaufen! Da sollte sich der Herr Lars Speuser doch mal fragen, ob er denn überhaupt noch der richtige Ortsvorsteher für Süggerath ist? Wenn man schon den Mund so voll nimmt, sollte man doch wenigstens Rückhalt im eigenen Leuten haben. Jetzt rudert er mal schön zurück, nachdem er jede Menge Vertrauen verspielt hat! Hat er sich nur selbst profilieren wollen, oder will er nur seinen Ratskollegen oder der Bürgermeisterin gefallen?

  4. Der Limitenweg gehört nicht zu Süggerath und ist nicht Teil dieses Stadtteiles! Schade, dass Verantwortliche das noch nicht mal wissen!

  5. „ Er verweist auch darauf, dass die Stadt eine Aufnahmeverpflichtung habe, die auch durch den Bau einer ZUE nicht at acta gelegt wird. Somit benötige Geilenkirchen auch danach noch weitere Unterkünfte für geflüchtete Menschen.“

    Kann man das mal näher erläutern? Die ZUE sollte doch dem entgegenwirken!

    Wat denn nu? Der Bürger ist ratlos und desillusioniert…

  6. Schön, dass es Leute gibt, die sich konstruktiv in dieser Sache engagieren. Ich freue mich, dass die Anwohner offenbar eine ZUE in ihrer Nähe unterstützen. Ich kann bestätigen, dass die meisten bisher dort lebenden Flüchtlinge neutral bis nett und hilfsbereit sind – häufig begegnet man ihnen auf dem Radwanderweg Geilenkirchen – Süggerath.

    Trotzdem stehe ich persönlich skeptisch einer solchen Massenunterbringung gegenüber und würde – sofern ich entscheiden dürfte – sie nicht in meiner Nähe haben wollen.

  7. @Bürger: Unabhängig von einer ZUE sind bereits jetzt von der Stadt über 100 Wohnungen angemietet worden, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Diese Wohnungen stehen dadurch dem Wohnungsmarkt nicht mehr zur Verfügung. Das verursacht mehrere Probleme:

    1. Der Wohnungsmarkt ist leergefegt. Auch die Bürger Geilenkirchens können selbst kaum mehr günstigen Wohnraum finden,

    2. anerkannte Flüchtlinge, die die städtischen Unterkünfte eigentlich verlassen und sich selbst eine Wohnung anmieten müssten, finden ebenfalls keine freien Wohnungen, so dass sie als „Fehlbelegungen“ in den städtischen Unterkünften verbleiben und dort hohe Kosten verursachen.

    Diese Probleme werden durch eine ZUE nicht gelöst. Schon allein deshalb sollte die Stadt weitere eigene Unterkünfte bauen. Außerdem geht die Stadt davon aus, dass der Zustrom von Flüchtlingen in den nächsten Monaten und Jahren hoch bleibt, so dass man durch eine ZUE lediglich etwas Zeit „erkauft“, in der man dann weitere städtische Unterkünfte schaffen könnte.

    @Tom: In Süggerath ist keine ZUE geplant, sondern eine städtische Flüchtlingsunterkunft. Während bei einer ZUE mindestens 350 Plätze vorgehalten würden hätte eine städtische Unterkunft vermutlich um die 70.

  8. Also ich denke das es heute überall in Deutschland die Unterkünfte gebaut wird. Weil Deutschland sie aufnehmen muß es sind nicht alle Menschen schlecht. Es ist nur politisch!!!

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