Aachen. Nein, ein Duell auf Augenhöhe erwartet Peter Hyballa am Sonntag nicht. „Aue steht zehn Punkte vor uns, da kann man nicht von Augenhöhe sprechen“, stellt der Coach der Alemannia klar. Das Spiel des Teams aus dem Erzgebirge sei vielleicht nicht das attraktivste, dafür aber extrem erfolgreich. „Sie haben ein paar mehr Siege als wir, und darum geht es schließlich im Fußball. Alle Welt wartet darauf, dass Aue mal einbricht. Aber das passiert nicht. Ich finde, dass Aue eine hohe Qualität hat.“
Irgendwie ist Erzgebirge Aue so etwas wie das Gegenteil zur Alemannia. Das Team punktet konstant, ohne dabei zu glänzen, holt auch mal „dreckige“ Siege und kann sich zur Not auf Standardsituationen verlassen. Eine Qualität, die Hyballa bei seiner Mannschaft bisweilen vermisst. „Wir haben einfach zu wenig Dreier geholt“, stellt der 34-Jährige folgerichtig fest. Zur mangelnden Chancenverwertung gesellten sich in den vergangenen Wochen – speziell gegen Duisburg – individuelle Fehler in der Defensive. „Tobi Feisthammel spielt bis jetzt eine tolle Saison, aber er hat auch erst zwölf Zweitligaspiele auf dem Buckel“, sieht Hyballa in der fehlenden Erfahrung eine wichtige Erklärung. Was die Offensive angeht, gibt es zum Duo Auer/Stieber derzeit kaum Alternativen: „Dass wir sehr spät auswechseln, hat seine Gründe“, sagt der Coach. „Die Spieler hinter Stieber und Auer haben jeden Tag im Training die Chance, sich zu zeigen. Aber da muss einfach mehr kommen.“
Wacklig ist für Sonntag zudem die Position vor der Abwehr. Kevin Kratz drehte am Freitag wegen einer Oberschenkelverhärtung einsam seine Runden, Thomas Zdebel fällt wegen einer Zerrung mit Sicherheit aus. Kein Wunder, dass Hyballa die Aufstellung nicht zuletzt davon abhängig macht, ob Kratz spielen kann. Alternativ-Kandidaten für die „Sechs“ sind Marco Höger, Manuel Junglas und auch Tobias Feisthammel. Beim Training nach der Ankunft im Erzgebirge – Abfahrt ist am Samstagmorgen um 7 Uhr – wird Kratz noch einmal getestet. Sicher im Kader ist Robert Wilschrey aus der U23, der im Training mit starken Leistungen auffiel. „Wir nehmen bekanntlich keine Rücksicht auf Namen. Robert hat sehr gut trainiert, also fährt er mit“, sagt Hyballa.
Für den Coach wird es ein Wiedersehen mit Rico Schmitt. Gemeinsam absolvierten beide Jungtrainer ihre Lehrgänge zu A-Schein und Fußball-Lehrer. „Erzgebirge Aue ist die große Überraschungsmannschaft. Kaum einer hätte erwartet, dass sie zu diesem Zeitpunkt der einzige echte Verfolger von Hertha BSC sind“, lobt Hyballa die Arbeit seines Kollegen. Bei seiner eigenen Mannschaft „läuft seit Wochen derselbe Film“ ab. „Vorne bekommen wir es noch nicht so hin, das macht Aue uns vor.“ Entsprechend verlief die Trainingswoche wieder sehr kritisch: „Wir reduzieren uns nicht auf den Spaßfußball. Am liebsten wollen wir gewinnen. Aber, und das muss man immer wieder betonen: Das ist die jüngste Mannschaft der Liga.“
Die Bilanz der beiden Vereine ist ausgeglichen. Von acht Meisterschaftsspielen gewannen die Schwarz-Gelben vier. 3-mal ging Aue als Sieger vom Platz und nur eine Partie endete Unentschieden. In Aue dagegen war für die Alemannia selten was zu holen. Einem Sieg der Aachener stehen zwei Niederlagen und ein Unentschieden entgegen.