Geilenkirchen. Mit dem Abriss der Kirche St. Josef in Bauchem soll die Errichtung eines Seniorenzentrums durch die Franziskusheim gGmbH auf dem Weg gebracht werden. Das ergab bei einer Gegenstimme der Beschluss des Geilenkirchener Umwelt- und Bauausschusses. Mit dieser Entscheidung, die in die Zuständigkeit des Ausschusses fällt, also nicht vom Rat bestätigt werden muss, ist das Schicksal der Kirche jedoch noch nicht entschieden. Zum einen kann das Amt für Denkmalpflege (Landschaftsverband Rheinland), das die Kirche für schutzwürdig hält, sich an das NRW-Bauministerium als Oberste Denkmalbehörde wenden, zum anderen könnte ein Gespräch zwischen Landschaftsverband und dem Investor zu einem Kompromiss führen.
Den Ausschussmitgliedern lag zu diesem Thema eine umfangreiche Darstellung der Verwaltung vor. Demnach wird die Kirche seit dem Frühjahr, als ein Brand im Kircheninneren ausbrach, nicht mehr genutzt, doch auch vor dem Brand gab es als Folge von Priestermangel und rückläufigen Zahlen der Kirchenbesucher nur noch vereinzelt Gottesdienste dort. Das Bistum Aachen hat gegenüber der Stadtverwaltung signalisiert, einer Entwidmung der Kirche zuzustimmen, und auch die Pfarre Geilenkirchen als Eigentümerin bescheinigt dem Gebäude einen mangelhaften Zustand, dessen Beseitigung aus finanziellen Gründen nicht möglich sei.
Das Amt für Denkmalpflege sieht allerdings in dem 1974 nach Plänen des Aachener Architekten Matthias Kleuters als Garnisonskirche für die Selfkant-Kaserne errichteten Gebäude ein „bemerkenswertes Zeugnis für die Wandlung der ästhetischen Prinzipien in der Architektur der frühen 1970er Jahre“. In einem umfangreichen wissenschaftlichen Gutachten, das Dr. Oliver Meys für den Landschaftsverband erstellte, werden zusammenfassend vier Gründe für den Erhalt der Kirche genannt: Architekturhistorische Gründe: Unter anderem seit den 1950er und 1960er Jahren neue Gestaltungsweisen wie gerundete Schalenmauern und der Einsatz neuer Materialien wie zum Beispiel Hochglanzziegel. Liturgiegeschichtliche Gründe: Ein liturgisches Raumkonzept mit der Ausrichtung des großen Kirchenraums und eines kleineren Raumes auf einen gemeinsamen runden Altar. Künstlerische Gründe: Unter anderem eine wirkungsvolle Inszenierung der zentralen Orte im Kircheninneren, ein spannungsvolles Raumbild durch den Einsatz von Kontrasten und die auf die Architektur abgestimmte Ausstattung, bei der gerundete Formen dominieren. Städtebauliche Gründe: Eine wirkungsvolle skulpturale Erscheinung des Baukörpers mit Turm.
In der Diskussion zeigte sich schnell eine deutliche Ausschussmehrheit für den Abrissbeschluss. Allerdings wurden von Barbara Slupik für die CDU und Johann Graf für die Bürgerliste ausdrücklich weitere Gespräche zwischen Verwaltung, Investor (Franziskusheim gGmbH), Denkmalbehörde und Kirchengemeinde angeregt, bei denen möglicherweise ein Kompromiss gefunden werden könnte. Ein solcher Kompromiss – das ergab die Diskussion – könnte zum Beispiel die Einbeziehung von erhaltenswerten Bauelementen in die Neubauten des geplanten Seniorenzentrums sein. Unterschiedliche Meinungen gab es zumindest bei der CDU. Während Ausschussvorsitzender Hans-Josef-Paulus betonte, dass er die Pläne für das Seniorenzentrum für sehr attraktiv halte, stimmte sein Fraktionskollege Karl-Peter Conrads gegen den Beschluss und bezog damit die Position der Bauchemer Bürger, die nicht auf ihre Kirche verzichten wollen. (mh)