Geilenkirchen. „Nichts tun ist keine Alternative!“ Dr. Andreas Frick, Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, beendete mit diesen Worten seine Dankesrede an über 30 Schülerinnen und Schüler, die in der Aula des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula Geilenkirchen gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern Projekte zu den Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz sowie soziale Verantwortung vorgestellt hatten. Anlass war die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde zwischen dem Bischöflichen Hilfswerk mit Sitz in Aachen und dem Gymnasium Sankt Ursula.
Bevor die Arbeit der bestehenden Sankt-Ursula-Projekte, darunter das Obdachlosenprojekt, die 72-Stunden-Aktion, „Sankt Ursula pflanzt Zukunft“, der Schulsanitätsdienst, das Schulprojekt „Vozama“, der umgekehrte Adventskalender und die Eine-Welt-AG, angeschaut wurden, hatten sich Vertreter aller Schulgremien mit den Verantwortlichen von Misereor über künftige Projekte ausgetauscht und eine Vertiefung der Partnerschaft beschlossen. „Wie kann unsere Schule etwas beitragen?“ war die Kernfrage der vom stellvertretenden Schulleiter Robert Jansen moderierten Gesprächsrunde. Elternvertreterin Tanja Volkmer ist es besonders wichtig, Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass sie teilhaben können an der Entwicklung dieser Welt. „Ihr habt jetzt die Chance, Ihr könnt da mitmachen“ soll die klare Botschaft sein, die aus der unterzeichneten Partnerschaft jetzt noch deutlicher hervorgeht. Zum Umgang mit den Problemen dieser Welt gehöre auch eine gewisse Demut unserem Lebensstandard gegenüber, so Volkmer. „Wir alle müssen dankbar für das sein, was wir im Alltag haben.“
Petra Gaidetzka, Misereor-Verantwortliche für Bildung und Pastoralarbeit in den Schulen, war absolut angetan von den Ideen und Ansichten von Schüler-, Lehrer- und Elternseite und bestärkte das grundlegende Bestreben damit, vor allem „Geschichten des Gelingens zu erzählen“. Genau das treffe den Kern. So könne auch den Schülerinnen und Schülern früh vermittelt werden, wie wir in dieser Welt tatsächlich helfen können. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit soll sie am Ende in ihrer Persönlichkeitentwicklung bereichern. Für Lehrerin Ruth Oberthür ist das von ihr betreute Schulprojekt „Vozama“ ein gutes Beispiel. Auch bei diesem Projekt lässt sich leicht verdeutlichen, welche Auswirkungen eine kleine Spendenaktion, zum Beispiel ein Brot- und Kuchenverkauf in der Pausenhalle, haben kann. „Ein Lehrergehalt in Madagaskar für ein Jahr, einen Monat Schulgeld für 19 Kinder.“ So wird Schülerinnen und Schülern schnell deutlich, was ihr Einsatz für Solidarität und Gemeinschaft an nur einem Schulmorgen gebracht hat. „Ihr habt das bewirkt“ ist Ruth Oberthürs Botschaft, die sie gerne am Ende der gemeinsamen Aktionen weitergibt.
Alle Beteiligten der Gesprächsrunde waren sich abschließend einig, dass Begegnungen geschaffen werden müssen, um die Not, aber vor allem auch gelungene Hilfsmöglichkeiten auf dieser Welt für Schülerinnen und Schüler wahrnehmbar zu machen und Reflexionsprozesse anzuregen. Misereor sagt zu, die Partnerschaft mit dem Gymnasium Sankt Ursula durch Workshops und Besuche auch unterrichtsbegleitend weiter zu intensivieren und eben diese nachhaltigen Begegnungen in der Schule verstärkt zu schaffen.
Urkundenunterzeichnung und Festakt im Rosengarten
Nach der Leitung des Gottesdienstes in der ersten Stunde, der gemeinsam mit den Jahrgangsstufen fünf und sechs gefeiert wurde, hatte Hauptgeschäftsführer Dr. Andres Frick zum Abschluss des Tages die Gelegenheit, im Rosengarten der Schule mit allen Klassensprecherinnen und Klassensprechern ins Gespräch zu kommen und vor der Besiegelung der Partnerschaft Worte an die Schulgemeinschaft zu richten. Frick vertiefte seine Anmerkungen aus dem Gottesdienst am Morgen noch einmal, indem er den Schülerinnen und Schülern übermittelte, dass es nicht nur um Spenden und Geld gehe, sondern darum, „Verantwortung, Sicherheit und Solidarität zu schaffen“. Bei allen Hilfen in dieser Welt müsse immer die Frage gestellt werden: „Was ist positiv? Was funktioniert?“ Eine Unterstützung wie der Bau eines Brunnens, der eben nicht mehr sechs bis zehn Stunden Fußmarsch entfernt ist, könnten in einer Familie oder in einem Dorf sehr viel bewirken. Ebenso die Hilfe bei der Bestellung von Ackerflächen, sodass ein Boden fruchtbar werde und aus ihm Korn wachsen könne. „Da sind wir Christen zuständig“, sagt Dr. Andreas Frick. Statt einer rein materiellen Hilfe seien der Wissenstransfer und die Unterstützung vor Ort bei Misereor bedeutungstragend, um bedürftigen Menschen nachhaltig zu helfen und sie auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben ohne Hunger und Not begleiten zu können. Gerade für die Kinder in diesen Teilen der Erde werde man sich verstärkt einsetzen und versuchen, mit den vorhandenen Möglichkeiten gemeinsam für eine gerechtere Welt zu sorgen, „insbesondere da, wo die Armut groß ist“, so Frick.
Jürgen Pallaske dankte in seiner Rede den Schülerinnen und Schülern für das Interesse für diese besondere Partnerschaft. „Ihr seid die Hauptakteure. Übernehmt Verantwortung und tragt Euer Wissen in die Welt“, so der Schulleiter des Gymnasiums Sankt Ursula. Mit einem Bezug zu den bestehenden Projekten führte er aus, dass uns das Bemühen glücklicherweise oft leichtfalle, „weil es unsere tiefe Überzeugung ist und weil sie von einem Konsens in unserer Schulgemeinde inspiriert wird. Als bischöfliche Schule ist es für uns ein Teil unserer ureigenen Bestimmung, ein Teil unserer DNA – und darauf sind wir auch ein bisschen stolz, eben weil es für uns selbstverständlich ist. Weil wir es wirklich machen und nicht nur darüber reden. Ich danke meinen sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen, unseren motivierten Schülerinnen und Schülern und unseren Eltern, die uns selbst sehr tatkräftig darin unterstützen.“
Musikalisch wurden die Feierlichkeiten von der Jugendschola des Gymnasiums Sankt Ursula unter der Leitung von Andrea Fühner begleitet. Als Solistin präsentierte Paula Kozikowski den Titel „For the beauty of earth“ (John Rutter) beim Festakt im Rosengarten gemeinsam mit Lehrerin Rebecca van Koert (Klarinette) und Andrea Fühner am Klavier. Den musikalischen Abschluss gestaltete die Jugendschola mit einem selbstkomponierten Rap einer sechsten Klasse aus dem Jahr 2019. Alle weiteren Informationen gibt es auf www.st-ursula-gk.de.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar