Geilenkirchen. Ein neues Bett für die Wurm wird in absehbarer Zeit zwischen den Tennisplätzen und der Burg Trips geschaffen. Im Umwelt und Bauausschuss stellte Professor Heribert Nacken vom Heinsberger Ingenieurbüro Nacken die Planung für die Verlegung des Flussbettes vor. Dass die Renaturierungsmaßnahme relativ zügig in Angriff genommen werden kann, so der Planer, liegt daran, dass die benötigten Flächen sich weitgehend in städtischem Besitz befinden.
Von einer „Rolle rückwärts“ im Bereich des Wasserbaus sprach scherzhaft Professor Nacken, denn ausgerechnet sein Vater hatte in den 70er Jahren die Regulierung der Wurm bearbeitet, den Fluss also in sein enges Bett gezwängt. „Das wurde damals bezuschusst, weil man damit neue landwirtschaftlich nutzbare Flächen schuf“, sagte Heribert Nacken, „heute gibt es wiederum Zuschüsse – aber diesmal, um die Landschaft ökologisch zu gestalten.“
Die Rückbaumaßnahme beginnt genau hinter den Tennisplätzen und endet vor der Brücke zur Burg Trips. Der derzeitige Wurmlauf auf dieser Länge wird ganz zugeschüttet, und auf der linken Seite des Weges in Richtung Burg Trips entsteht ein neues Flussbett. Dieses wird mit seinen Windungen und Mäandern dem Wurmverlauf ähneln, an den sich die älteren Geilenkirchener Bürger noch erinnern ebenso wie an die jährlichen Überschwemmungen in der Flussaue. Das neue Flussbett wird breiter und weniger tief als das bisherige, außerdem wird es an beiden Seiten einen „Entwicklungskorridor“ geben, der mögliche Wassermengen aufnehmen kann und auf dem zurückbleibendes Wasser Feuchtbiotope schafft. Im Zuge dieser Maßnahme wird außerdem die Sohlgleite, der künstliche Wehr von Burg Trips aus in Richtung Süggerath, verschwinden. Das dient vor allem dazu, den Fluss wieder durchgängig nutzbar für Fische zu machen.
Das alles, so betonte der Planer sind Veränderungen unter rein ökologischen Gesichtspunkten und haben nichts mit dem Hochwasserschutz zu tun. Wo einzelne Ortslagen oder landwirtschaftliche Gebäude von Hochwasser gefährdet sind, bleiben „dezentrale Maßnahmen“ erforderlich. Dass der Hochwasserschutz für Geilenkirchen bis etwa 2015 für ein so genanntes „hundertjährliches Ereignis“, also ein Hochwasser, wie man es statistisch einmal in hundert Jahren erwartet, zugeschnitten wird, bestätigten in der Sitzung Sprecher des Wasserverbandes Eifel-Rur. Eine Schutzmaßnahme, die allerdings in Flussrichtung hinter dem Stadtzentrum liegt, wird mit höheren Mauern für das Gebiet zwischen dem Gymnasium St. Ursula und dem Krankenhaus, das eine Erweiterung plant, erfolgen.
Planer Professor Nacken ging auch auf den voraussichtlichen Zeitplan ein. Dabei sei man bemüht, den regen Spaziergänger- und Freizeitbetrieb an diesem Stück Wurmverlauf so wenig wie möglich zu stören. Die Planungsunterlagen könnten noch vor der Sommerpause fertig sein und eingereicht werden, so dass dann das Beteiligungsverfahren mit seinen Einspruchsmöglichkeiten stattfinden könne. Wenn Anfang 2014 das behördlich Verfahren abgeschlossen wäre und Zuschussanträge eingereicht seien, könne bei einer sehr optimistischen Schätzung bereits Mitte nächsten Jahres die Wurm im neuen Bett fließen. Dabei lag die Betonung allerdings auf „sehr optimistisch“. Die reinen Baumaßnahmen, die den Wurmweg beeinträchtigen, werden nicht mehr als zwei Monate dauern. Für die Begrünung des neuen Flusslaufes wird vor allem die Natur sorgen, was, so Heribert Nacken, sehr schnell gehe.
Die Kosten für den Rückbau sollen für die Stadt überschaubar bleiben. Über ihre Höhe gab es zwar noch keine Angaben, doch bezuschusst das Land die gesamte Maßnahme mit 80 Prozent. Die verbleibenden 20 Prozent werden sich auf die Kommunen, die Mittglieder des Wasserverbandes Eifel-Rur sind, verteilen. (mh)