Geilenkirchen. Alle zwei Jahre vergeben die Grünen im Landschaftsverband Rheinland (LVR) den Regenbogenpreis an zehn Projekte für besonderes ehrenamtliches Engagement in den Bereichen Umwelt, Förderung des Inklusionsgedankens oder der kulturellen Teilhabe.
Das Regenbogenzentrum Geilenkirchen ist eine Einrichtung in der Geilenkirchener Innenstadt (Gerbergasse 23), in der Ehrenamtliche Jugendlichen zur Seite stehen und sie bei ihrer Identitätsfindung beraten. Leider ist es noch immer so, dass Menschen fast täglich wegen ihrer sexuellen Identität oder Orientierung beleidigt oder zum Teil körperlich angegriffen werden. Viele junge Menschen zögern, sich zu ihrer Orientierung zu bekennen, da sie Angst vor Ablehnung von der eigenen Familie haben. Deswegen gehören nicht nur Queere, sondern insbesondere auch deren Familien, Freunde und weiteres Umfeld zur Zielgruppe des Beratungsangebots. Ein Beispiel ist der „Elternstammtisch“ für Eltern von transsexuellen Kindern und Jugendlichen. So soll mehr Verständnis geschaffen, bei Problemen geholfen und das Coming-Out erleichtert werden.
Bereits 2018 hat das Jugendhaus Franz von Sales, Träger des Zentrums, ein in jeder Hinsicht überzeugendes Konzept zum Aufbau eines Beratungs- und Unterstützungsangebotes für queere Menschen vorgestellt. Die Verwaltung und der Jugendhilfeausschuss der Stadt Geilenkirchen haben die Umsetzung am 4. Oktober 2018 einstimmig beschlossen, unabhängig von der Höhe und der Bewilligung der Landesförderung. Der Rat schloss sich in seiner darauffolgenden Sitzung dieser Meinung an. Am 5. Jahrestag des Beschlusses, am 4. Oktober, wurde dieses Engagement nun mit dem Regenbogenpreis der Grünen LVR-Fraktion ausgezeichnet, der mit 1.000 Euro dotiert ist.
Dr. Ruth Seidl, Vorsitzende der Grünen-Fraktion im LVR: „Das Regenbogenzentrum ist ein Vorzeigeprojekt mit Vorbildfunktion. Gemeinsam hat man ein professionelles Angebot mit Sozialpädagogen und Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt und darauf können alle Beteiligten sehr stolz sein!“. Sie bedankte sich bei Hans-Jürgen Benden, dem Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen in Geilenkirchen, der das Regenbogenzentrum nominiert hat. In den ersten Jahren wurde das Regenbogenzentrum durch die Stadt und eine Projektförderung des Landes finanziert. Dabei war jährlich unklar, ob die Förderung weiterhin gezahlt wird. Mittlerweile unterstützt das Land NRW die Ehrenamtlichen aus der Strukturförderung. Dazu ist weiterhin ein jährlicher Antrag notwendig, allerdings zielt die Strukturförderung auf eine dauerhafte Unterstützung ab.
Im Kreis Heinsberg ist das Regenbogenzentrum der erste Treffpunkt für junge queere Menschen. Und auch Jugendliche aus Aachen, Mönchengladbach und Viersen reisen extra nach Geilenkirchen, denn so ein umfassendes Angebot findet man selbst in größeren Städten nur selten, so Erster Beigeordneter Herbert Brunen. Zu den Angeboten gehören unter anderem wöchentliche Treffen, Kochaktionen, persönliche Beratungstermine und vieles mehr. Neu ist ein Trans-Eltern-Kind-Nachmittag, der sich noch in der Erprobungsphase befindet. Zudem erreichen das Regenbogenzentrum immer häufiger Hilferufe von Schulen und Kitas, die zum Teil mit den Situationen überfordert sind. Der Bedarf an Angeboten ist auf jeden Fall da, erklärt Peter Barwinski, Leiter des Regenbogenzentrums. Wer Ideen für weitere Angebote hat, kann sich gerne bei ihm melden.