Geilenkirchen. Sechs Jahre an der Spitze der Stadtverwaltung – das ist ein Zeitraum, der sich rückblickend nicht erschöpfend, sondern nur in Stichworten wiedergeben lässt. Im Gespräch mit „Geilenkirchen-Lokal.de“ hat Bürgermeister Thomas Fiedler an seinem vorletzten Arbeitstag diesen Rückblick gewagt. Ein Blick auf sechs Jahre, die ihm einerseits eine Menge an positiven Erfahrungen gebracht haben, in denen es aber auch Erfahrungen gab, die dazu führten, dass sich sein Abschied in den Ruhestand nicht so ganz ohne Groll vollzog.
Es war eine für Geilenkirchen seltene Situation, die Thomas Fiedler im Jahr 2009 ins Amt brachte. Als gemeinsamer Kandidat von SPD, Grünen, Bürgerliste und FDP entschied der Kommunalbeamte (Wirtschaftsförderer) aus Aachen die Bürgermeisterwahl gegen die an Mehrheiten gewöhnte Geilenkirchener CDU für sich und nahm mit einem großen Katalog an Ideen und Vorhaben die Arbeit auf. Die Rücken stärkende politische Mehrheit hielt allerdings nicht sehr lange: 2010 bröckelte das Wahlbündnis nach unterschiedlichen Auffassungen zur Innenstadterneuerung, und Thomas Fiedler hatte nicht nur die ins Haushaltsicherungskonzept mündende miese Finanzlage der Stadt, sondern öfters auch eine politische Mehrheit gegen sich.
Dennoch fallen viele Erfolge in seine Amtszeit, auch solche, die das Stichwort „bürgerfreundliche Politik“ in Fiedlers Liste betreffen. Ganz wichtig ist für ihn die Transparenz bei größeren Bauprojekten, die man mit Versammlungen erreicht, von denen es bei ganz großen Vorhaben wie dem Schwimmbadneubau auch mehrere geben kann. Denn: „Das ist eine Zukunftsentscheidung für Jahrzehnte!“ so Fiedler. In den Baubereich fallen zum Beispiel auch der behindertengerechte Ausbau er Innenstadt, das Bürgerhaus in Würm, der Bahnhof in Gillrath oder das Sozialzentrum in Bauchem. Projekte, das betont Fiedler, die zum großen Teil von privater Initiative und Vereinen getragen, aber von der Verwaltung begleitet werden. In den Bereich fällt auch die Entschließung von neuen Baugebieten zum Beispiel in Hünshoven. Gerade bei letzteren wird aber nach Fiedlers Erfahrungen der Ablauf oft durch den Drang der Grünen behindert, die sicher notwendige Bürgerinformation ganz früh anzusetzen, um damit als Partei ins Gespräch zu kommen. Diese Neigung, so Thomas Fiedler, widerspricht der repräsentativen Demokratie, nach deren Spielregeln zunächst der Rat das Wort hat, und führt zur Verhärtung des Dialogs zwischen Politik und Verwaltung.
Wichtiger Punkt war für den scheidenden Bürgermeister auch die energetische Sanierung, die natürlich auch durch den Sparzwang für die Stadt unumgäglich wurde. Umstrittene Entscheidungen wie das Ja zu größeren Windkraftanlagen hätten sich als richtig erwiesen. Erfolgreich war auch die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED oder Änderungen in städtischen Gebäuden. All das sei von seiner Verwaltung akribisch – zum Teil in Workshops – vorbereitet worden, betont Fiedler schließlich gehe es ja auch um Fördergelder. Ebenso wichtig ist für ihn auch das altersgerechte Bauen, und da bewege sich glücklicherweise einiges. 110 Wohneinheiten mit diesem Anspruch entstünden zurzeit in der Stadt, zwar in privater Initiative, aber begleitet von der Verwaltung. „Woran wir allerdings denken müssen ist, dass die Stadt auch Wohnraum für Menschen braucht, die `nicht so viel an de Föß` haben“, so sein Hinweis auf die Zukunft.
Dass die Wirtschaftsförderung einer der Schwerpunkte seiner Amtszeit war, liegt an seiner beruflichen Herkunft. Gerade deshalb hat es Thomas Fiedler ganz besonders geschmerzt, dass er immer wieder und gegen Ende seiner Amtszeit besonders heftig von CDU-Sprecher Wilhelm Josef Wolff auf diesem Terrain angegriffen wurde. Für Thomas Fiedler ist sein gescheitertes Modell von der Flächenvermarktung im erweiterten Gewerbegebiet zwischen Bauchem und Gillrath durch Investorengruppen mit einer Art „Untervermietung“ immer noch das mit den größten Erfolgsaussichten. In seiner Bilanz zum Thema Wirtschaftsförderung verweist er unter anderem auf die Gründung der Entwicklungsgesellschaft, den Bau des Gelo-Karrees und der angrenzenden Passage, die Vermittlung von Jugendlichen ins Handwerk und Vorhaben wie Fassadenerneuerung und ähnliches. In einem Punkt treffen sich Wirtschaftsförderung und Energiepolitik: beim seit Jahrzehnten brach liegenden Industriegebiet Lindern. Nach verschiedenen Anläufen, die auch in seiner Amtszeit immer wieder an der mangelhaften Anbindung an überregionale Straßen scheiterten, kam die Idee: „Was ist mit einer Nutzung, die nicht auf diese Anbindung angewiesen ist?“ Thomas Fiedler („das entsprach auch meinem regionalen Denken“) sprach einen RWTH-Professor in Aachen an, der als führender Kopf bei neuen Energieformen gilt. Bald zeigten etliche Lehrstühle aus dem Bereich alternative Energiegewinnung und Energietransport Interesse, und mit der Hochschulbeteiligung würde auch die Aussicht auf Fördergelder wachsen. „Geilenkirchen könnte zu einem Brennpunkt für elementare Dinge der Energieversorgung werden“, so seine Vision.
Dass es in dem Umfeld Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung noch große Probleme gibt, ist auch Thomas Fiedler klar. Zum Beispiel fehlt ein Hotelneubau, und die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes drängt. „Das ist alles sehr zeitraubend, aber da ist vieles im Fluss“, sagt Fiedler. Auf dem Weg sei bereit die Barrierefreiheit für die Bahnhöfe Geilenkirchen und Lindern, die bis 2018 erreicht sein soll. Kurz geht er auch auf die Schulpolitik ein und freut sich darüber, dass die lange gefährdete Realschule nun mit der Möglichkeit auch für Hauptschulabschlüsse gesichert scheint.
Eine ganze Menge hat sich in der Amtszeit von Thomas Fiedler an der Verwaltung geändert. Der Umbau folgte dabei haushalterischen Gesichtspunkten und notwendiger Effizienz. So wurden Ämter zusammengelegt, der Stadtbetrieb gegründet und Beförderungskriterien eindeutig geregelt. Eine vom Kämmerer erarbeitete neue Friedhofsgebührensatzung habe sogar Modellcharakter. Zwar habe es wegen des in der Haushaltslage begründeten Beförderungsstopps auch einige Abwanderungen gegeben, doch habe man andererseits den technischen Beigeordneten (Fiedler: „Ein Glücksfall für die Stadt“) sowie die Fachfrau für Wirtschaftsförderung und die Klimaschutzbeauftragte einstellen können, die alle hervorragende Arbeit leisteten. Heute sei er stolz auf eine „nicht nur schlanke, sondern schon sehnige“ Verwaltung, die aus hoch motivierten und kreativen Menschen bestehe und auf die man sich absolut verlassen könne. Seine Einschätzung: „Hier muss man sich schon Mühe geben, wenn man als Bürgermeister Mist machen will!“
Viel Lob für Geilenkirchen findet Thomas Fiedler auch, wenn es um seine private Zukunft geht. „Ich bleibe in dieser lebens- und liebenswerten Stadt wohnen“, sagt er. Er schätzt die schnelle Erreichbarkeit von Aachen und seiner Geburtsstadt Düsseldorf. Im Musikkorps Würm hat der begeistere Musiker (von Jazz bis Polka und Marsch) eine musikalische Heimat gefunden, seine Tochter geht hier zur Schule, und er liebt die „stressfreie Infrastruktur“, zu der für ihn auch die städtische Bücherei zählt. Fiedler: „Die ist ein Juwel, das seinesgleichen sucht!“ (mh)
Hallo Herr Fiedler, ich danke Ihnen für Ihre Arbeit für die Stadt Geilenkirchen und wünsche Ihnen für Ihre
weitere Zukunft alles Gute und nicht mehr soviel Stress.