Geilenkirchen. Die Bürgermeisterwahl in Geilenkirchen rückt immer näher. Am 13. September steht der Urnengang an. Zu einer Diskussionsrunde mit den Kandidaten kam es am Dienstag in der Realschule Geilenkirchen. Fünf Kandidaten, Ronnie Goertz, Christian Kravanja, Manfred Theves, Georg Schmitz und Horst Grunert – der Kandidat der NPD wurde nicht eingeladen – stellten sich den Fragen des Moderators Thorsten Pracht.
Zunächst stellte er die BM-Kandiaten vor und versäumte es nicht, spitzfindige Bemerkungen zu platzieren. Bei Horst Grunert vermerkte Pracht, dass er mit 1,8 Prozent bei der letzten BM-Wahl wohl kein gutes Ergebnis erzielte und was ihn bewegen würde, noch einmal anzutreten. Bei Georg Schmitz war es die Kehrtwende bei der Kandidatur, als er noch im November eine Nominierung ausschloss, und für Manfred Theves hatte er den Spruch „gerade aufgehängt und schon gleich wieder abgehängt“. Damit spielte er auf die Verwirrungen bezüglich der Wahlplakate an, die Theves als ordnungsgemäß platzierte. Bei Christian Kravanja und Ronnie Goertz waren es auch „alte Kamellen“, die am Anfang des Abend standen.
Einige Themen sollten an diesem Abend angesprochen werden. Dabei wurden die Fragen stets mit eventuellen Lösungsvorschlägen verbunden, die von den Kandidaten selten fachlich fundiert beantwortet wurden. Wer gedacht hatte, dass es von den Bürgermeister-Kandidaten klar strukturierte Äußerungen über möglichen Veränderungen in Geilenkirchen geben würde, der wurde schnell eines besseren belehrt. Einig waren die Teilnehmer an dieser Runde lediglich darin, dass die Kommunikation innerhalb der Verwaltung unbedingt einer Verbesserung bedarf. „Wir müssen die Netzwerke nutzen, die zur Verfügung stehen. Ebenso muss professionelles Personal, vor allem im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, in der Verwaltung vorhanden sein. Wir verkaufen uns ganz einfach viel zu schlecht“, prangerte Ronnie Goertz an.
Für Christian Kravanja muss das erste Ziel des neuen Bürgermeisters die Schaffung einer Stelle für Stadtmarketing sein. „Diese Person ist dann dafür zuständig, die Organisationsstrukturen innerhalb der Verwaltung zu überprüfen.“ Georg Schmitz möchte den Tourismus voranbringen. „Wir liegen in einer reizvollen Landaschaft und ich beobachte immer wieder, dass viele Besucher aus ganz NRW, den Niederlanden und Belgien zu uns kommen.“
Nachdem alle Kandidaten ihre Standpunkte den rund 300 Besuchern in der Aula der Realschule dargelegt hatten, durfte das Publikum Fragen an die Kandidaten stellen. Dabei wurden stets ortsgebunde Probleme aufgeführt. Wer die Lösung der Probleme erhofft hat, wurde enttäuscht. Die deutlichsten Antworten kamen von Christian Kravanja, der den Bürgern überall Hilfe zugesagt hat. „Wir können nur das verteilen, was wir haben. Und das müssen wir sozial ausgewogen machen“, verwies Kravanja allerdings auch auf den engen finanziellen Spielraum der Stadt.
Insgesamt war der Abend nicht wegweisend für die BM-Wahl am 13. September. Als Punktsieger ging sicherlich Christian Kravanja. Wie die Bevölkerung entscheidet, werden wir am Wahl-Sonntag berichten.
Ich glaube, hier verwechseln einige Bewerber das wichtige Amt eines Bürgermeisters mit dem eines
„Spaßamtes“ wo man nur die Bürgermeisterkette zu tragen braucht und von Veranstaltung zu Veranstaltung
mit dem Geldgeschenk in der Hand eilt. Mal abgesehen von den (Wahl)Versprechungen, die immer vor der
Wahl gemacht werden, aber hinter her nicht eingehalten werden, scheinen nur 2 Bewerber das erforderliche
Rüstzeug für dieses verantwortungsvolles Amt zu haben.
Die Veranstaltung zeigte bei einigen Bewerbern m.E. auch ein fehlendes Verständnis für die Funktion und Rolle des Bürgermeisters als Vorsitzender des Rates und gleichzeitig Chef der Verwaltung.
Der Bürgermeister kann nicht allein die Agenda bestimmen, sondern muss Beschlüsse des Stadtrates (soweit im Einklang mit dem Gesetz) mit seiner Verwaltung ausführen bzw. die Ausführung sicherstellen. Über den Stadtrat ist die Mitwirkung der Bürger am Geschehen und der Entwicklung der Stadt sichergestellt, es ist das demokratisch legitimierte Entscheidungsgremium der Stadt, das der Bürgermeister leitet und dem er vorsitzt, das er aber nicht bestimmt. Und das ist auch gut so.
Wie die Kandidaten, die ohne eine politische Anbindung an eine oder mehrere Fraktionen Ihre eigenen Vorstellungen realisieren wollen blieb unbeantwortet. Man konnte bisweilen den Eindruck gewinnen, als bräuchte es weder besonderer Qualifikationen oder Erfahrungen für die Funktion des Verwaltungschefs, noch sei der Stadtrat und seine Zusammensetzung jetzt oder nach der nächsten Stadtratswahl irgendeine Herausforderung für die Ziele und Vorstellungen der Bewerber.
Man könne gegenläufige Interessen der Stadtteile oder von Bevölkerungsgruppen durch „vernünftiges miteinander reden“ zusammenführen war die Quintessenz vieler Antworten und ansonsten sei man als Person wohl so überzeugend, die eigenen Ideen im Stadtrat einfach durchzusetzen.
Als seien aktuelle Stadträte dazu nicht in der Lage vernünftig zu kommunizieren. Die Kommunikation innerhalb der Verwaltung mag verbesserungswürdig sein. Aber das allein löst keine Probleme. Die Naivität in einem Teil der Antworten an diesem Abend und die Vorstellung ohne eine Hausmacht im Stadtrat die eigenen Ideen durchsetzen zu können ist erschreckend.
Nur zwei der fünf Kandidaten schienen aus meiner Sicht am Ende qualifiziert für die Kandidatur, leider keiner davon herausragend. Das wird eine schwierige Wahl.
Leserkommentare sind immer etwas Nettes und hier sind es bisher leider nur derer Zwei.
Mit beiden Comments kann ich als Kandidat sehr gut leben, falsch ist es nie seine Eindrücke zu publizieren, allerdings sollte man sich vielleicht einmal fragen ob die Beobachtungen und Feststellungen die man hier zum Besten gibt auch immer wirklich dem entsprechen was man da zu Papier gibt.
Wenn man wie M.Trunkhardt hier die fehlende politische Anbindung bemängelt und von der Durchsetzung eigener politischer Ideen schreibt, könnte ich laut lachen, denn das würde im Umkehrschluß bedeuten das nur 2 Kandidaten die Vorraussetzungen erfüllen. Und diese beiden können dann eigene Ziele umsetzen ? Wirklich? Wer bestimmt denn dann? Der Ratsanteil der eigenen Fraktion, oder der Kandidat selbst über den Ratsanteil seiner Fraktion? So ganz schlüssig ist die hier gemachte Feststellung also doch auch nicht. Entweder ist der Kandidat dann eine Marionette seiner Fraktion oder er macht seine Fraktion zu seinem Gefolge, bei letzterem fragt man sich allerdings was dann noch die Mitbestimmung der Bürger über den Rat als gesichert erscheinen lässt. Nein, nein bei aller gut gemeinten Kritik, zwei Punkte treffen bei einer solchen Annahme nicht zu und die wären, das der Rat eben nicht die Interessen aller Bürger wiederspiegeln kann wenn sich 40-50 der möglichen Wähler gar nicht mehr erst auf den Weg in die Wahllokale machen da die Parteien eh nicht mehr die Wünsche der Bürger im Auge haben; und der zweite Punkt ist der, das vielleicht ein parteiloser Kandidat eben wegen der fehlenden politischen Anbindung einfach darauf angewiesen ist nicht mit einer Gruppierung sondern mit allen Ratsmitgliedern auskommen zu müssen. Und ich darf dann auch gleich mal dem größten Denkfehler in der Kritik entgegen wirken; es geht doch wohl nicht um die Ziele des Bürgermeisters sondern um das was die Bürger sich wünschen, vorstellen und was Ihnen unter den Nägeln brennt. Denn würde es um den Wunsch des Bürgermeisters gehen, besteht doch immer auch die Gefahr als Marionette eines Hintermannes zu gelten. In Geilenkirchen, wird doch schon lange nicht mehr hinter vorgehaltener Hand der eine oder andere Name laut kund getan, selbst am Dienstag Abend war diese Kritik offen zu vernehmen. Innerlich habe ich nur noch auf weitere Namensnennungen gehofft.
Mir fehlt vielleicht die politische Abgebrühtheit, weswegen es auch von mir keinerlei Wahlversprechen für den Amtszeitraum gibt, aber dafür empfinde ich wie viele andere Bürger auch, das die politischen Parteien ihren Aufgaben immer mehr – nicht nachkommen – !
Wenn dann die Erkenntnis, dies selbst einmal in die Hände zu nehmen, als Naivität bezeichnet wird, dann kann ich damit leben, ob das erschreckend für die Bürger ist bezweifel ich allerdings, denn die sind von den politischen Parteien ein Vielfaches an mindestens gleichwertiger Naivität gewöhnt.
Ich halte mich sicherlich nicht für perfekt, aber zu sagen „ich kann das“ und „ich will für alle Bürger da sein“, dazu muss ich kein Parteimitglied sein. Lassen Sie sich doch mal überraschen, bei der letzten Wahl waren sich auch alle sicher das da der richtige Mann für den Posten kommt und was war?
Aber wenn als Qualifikation die Aussage „ich bin arbeitslos und suche einen Job“ genügt, dann „gute Nacht Deutschland“