
Ruth Seidl ist die Landtratskandidatin der Grünen im Kreis.
Kreis Heinsberg. Die langjährige Landtagsabgeordnete und jetzige Kreisverbandssprecherin Dr. Ruth Seidl wird für die Grünen im Kreis Heinsberg als Landratskandidatin und Spitzenkandidatin in den Kommunalwahlkampf ziehen. Einstimmig gaben die Mitglieder der Musikwissenschaftlerin aus Wassenberg ihr Votum bei der Kreismitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag.
Ruth Seidl hatte, ausgehend von der Corona-Krise, in ihrer Bewerbungsrede einen Bogen gespannt zu den Herausforderungen, die auf die Kommunalpolitik in den nächsten Monaten und Jahren warten.
Immer deutlicher zeichne sich ab, dass die aktuelle Krise eine Zeitenwende markiere – politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, sozial und für jeden einzelnen. Ein schlichtes Zurück in die Vor-Coronazeit werde es nicht geben können. „Der Shutdown hat uns wiederentdecken lassen, was wirklich „systemrelevant“ ist“, sagte sie. „Daraus können wir lernen, wir müssen es aber schnell tun“.
Jetzt gehe es darum:“ Leitlinien für eine krisenfeste Politik, für Wirtschaft und Gesellschaft zu entwerfen, die nicht nur in der Lage sind, mit künftigen Pandemien, sondern auch mit den weiteren großen gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts umzugehen.“
Umwelt- und Klimaschutz etwa müssten auch als Teil der Gesundheitsvorsorge begriffen werden. Die Land- und Ernährungswirtschaft könne dabei gerade im Kreis Heinsberg eine wichtige Rolle spielen. „Es gibt gute Ansätze für regionales und nachhaltiges Wirtschaften, etwa die zahlreichen Hofläden, die wachsenden Netzwerke wie die „Rheinische Ackerbohne“, die WfG-Initiative „Heinsberger Land -das schmeckt man“. Konsequentes und schnelles Weiterentwickeln dieser Ansätze, etwa mit der Einführung von „Ernährungsräten“, wo Bürgerinnen und Bürger die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene mitgestalten können.
Seidl legte aber auch den Finger in die Wunden, die die Kohlepolitik seit Jahrzehnten in den Kreis Heinsberg reißt. Und die gerade unter dem Schlagwort Strukturwandel heiß diskutiert werden. Dabei fehlen den Grünen in der nun veröffentlichten Projektliste für den Strukturwandel konkrete und nachvollziehbare Vorschläge. „Die jetzt bekannt gegebenen Projekte helfen dem Kreis Heinsberg als noch am stärksten vom Braunkohleabbau betroffenen Kreis nicht wirklich umfassend in die Zeit nach der Kohle,“ sagte Dr. Ruth Seidl. „Es kann nicht sein, dass es nur um das schnelle Abgreifen von Geld für den Strukturwandel geht, ohne echte Nachhaltigkeitskriterien benannt zu haben und ohne Konzept, in einem nicht transparenten Prozess, der weder die politischen Entscheidungsträger vor Ort noch die Bürgerinnen und Bürger ernsthaft einbezieht,“ kritisierte Seidl.
Gemeinsam mit externen Fachleuten hatten Kreisvorstand und Kreistagsfraktion bereits im vergangenen Jahr in einer Zukunftskommission begonnen, die Themen Umwelt, Energie, Bauen, Mobilität und demographischer Wandel für eine nachhaltige Politik im Kreis Heinsberg zu bündeln und für ein Wahlprogramm aufzubereiten. „Darin machen wir konkrete Vorschläge, die umsetzbar und vor allem zwingend nötig sind, um den Kreis Heinsberg zukunftsfest und krisensicher zu gestalten.“
Die Liste:
- Dr. Ruth Seidl, Wassenberg
- Jörg van den Dolder, Waldfeucht
- Sofia Tillmanns, Geilenkirchen
- Ulrich Horst, Hückelhoven
- Jutta Schwinkendorf, Wassenberg
- Sabrina Grübener, Heinsberg
- Maria Sprenger, Erkelenz
- Guido Quirmbach, Erkelenz
- Hans-Josef Dederichs, Erkelenz
- Frank Baczyk, Gangelt