Sommercafé der Europa-Union: Millen mit Propsteikirche und Zehntscheune waren das Ziel

Geilenkirchen. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah’? An diese altbe-kannte aber selten geschätzte Erfahrung mag der Vorstand der Europa-Union Geilenkirchen gedacht haben, als er als Ziel der diesjährigen Radtour den Ortsteil Millen in der Gemeinde Selfkant beschloss. Und in Verbindung mit der Radtour hatte der Vorstand sich nach sieben Jahren erneut für die Zehntscheune als Ort für das traditionelle Sommecafé entschieden.

Wenngleich das regnerische Wetter den Radtouristen einen Strich durch die Rechnung machte, fanden dennoch rund 40 Mitglieder und Gäste den Weg in das 320-Seelen-Dorf Millen. Hier erwartete zunächst Gotthard Grein die Geilenkirchener Europafreunde, um ihnen eine  eindrucksvolle Führung in der dem hl. Nikolaus geweihten Kirche zu geben. Er  ließ mit seinen Erzählungen die Geschichte der fast tausend Jahre alten Kirche lebendig werden. Von der Außenseite betrachtet ein romanischer Bau, prägen das Innere der ehemaligen Benediktinerpropstei wunderschöne Stuckarbeiten, die im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert stammen. Verantwortlich hierfür war der damalige Propst Otto Heinrich von Bylandt, an den heute noch eine Straße in Millen erinnert.  Der älteste Teil der Kirche, das Chorhaus, wurde um das Jahr 1000 errichtet. Aus Anlass der Propstei-gründung im 12. Jahrhundert wurde im Westen der damaligen Kapelle das Kirchenschiff angebaut. Die Besucher und Besucherinnen erfuhren aus dem Munde des Millener Bürgers Gotthard Grein weiterhin, dass die Kirche teilweise aus Maaskieseln gebaut und dass die beeindruckende Qurinuskapelle zu einer späteren Zeit errichtet wurde. Der Führung in der Kirche schloss sich die Besichtigung des Propsteigebäudes an, dessen Grundstein zu Beginn des 12. Jahrhunderts gelegt wurde.

Anschließend ging es zur Zehntscheune, die, an der Westseite der Propsteikirche und der Propstei gelegen, mit diesen beiden mittelalterlichen Gebäuden ein einzigartiges Bauensemble im Grenzland der benachbarten Niederlande und in der Heinsberger Region bildet. Die unter Denkmalschutz stehende und sich im Eigentum der Gemeinde Selfkant befindende Zehntscheune dient seit Mitte der neunziger Jahre nach umfänglichen Renovierungsarbeiten als Versammlungszentrum der Gemeinde Selfkant und als beliebte Anlaufadresse für aus-wärtige Gäste.

Das Wort Zehnt bedeutet so viel wie das Zehntel oder der zehnte Teil eines Produktes. Zehnt ist der Begriff aus einer mittelalterlichen Steuerform, der sich den jeweiligen Ernteerträgen anpasste. War die Ernte gut, musste der „Steuerpflichtige“ mehr, war der Ernteertrag schlecht, musste er weniger aufbringen. In der Zehntscheune wurde aus der jährlichen Ernte ein Zehntel des Wirtschaftshofes der Propstei eingelagert. Mit der Abschaffung der Feudalherrschaft nach der Französischen Revolution hatte auch das Zehntwesen keinen Bestand mehr.

Die Geilenkirchener Besucher fanden bei Kaffee und Kuchen an einem historischen Ort Trost für die ausgefallene Radtour und beschlossen bei lebhafter Unterhaltung einen informativen und bemerkenswerten Sommernachmittag im westlichsten „Zipfeldorf“ Deutschlands.