Geilenkirchen. Nein, leicht haben es sich die Geilenkirchener Stadtverordneten am Mittwochabend nicht gemacht, als sie sie im Rat über die Zukunft der Schulstadt Geilenkirchen berieten und entschieden. Nach teils heftiger Diskussion wurde der Vorschlag der Verwaltung – Vergrößerung der Gesamtschule und Ende der Realschule – abgelehnt. Es bleibt also weitgehend beim derzeitigen Zustand.
Die Beschlussvorlage der Verwaltung erläuterte Bürgermeister Thomas Fiedler. Beginnend mit dem Schuljahr 2012/2013 sollte die Anita-Lichtenstein-Gesamtschule in den Eingangsklassen auf Sechszügigkeit erweitert werden mit der Option, bei Bedarf eine siebte Eingangsklasse einzurichten. Gleichzeitig sollte – ebenfalls vom nächsten Schuljahr an – die Realschule keine neuen Schüler mehr aufnehmen und damit in den kommenden Jahren auslaufen. Elternbefragungen im Vorfeld hatten ergeben, dass es für eine auch mögliche Sekundarschule kaum Interesse gab und die Anmeldewünsche für die Realschule eher bescheiden waren.
Für seine Fraktion lehnte zunächst FDP-Ratsherr Stefan Kassel den Verwaltungsvorschlag ab. Dass es bei der Befragung der Eltern so wenig Interesse für die Realschule gegeben habe, liege an der Kürze der Zeit, das Interesse werde wachsen. Für die zu erwartenden Hauptschulanwärter biete eine eventuell zu erweiternde Gesamtschule Platz. Beide Schulformen sollten bleiben.
Grünen-Sprecher Hans-Jürgen Benden bedauerte, dass eine Sekundarschule für Geilenkirchen nicht mehr im Gespräch sei, denn diese hätte für Schüler so wichtige kleinere Einheiten geboten. Eine wachsende Gesamtschule berge die Gefahr der Anonymität. Zwar gebe es in seiner Fraktion keine einheitliche Meinung, doch er werde für den Verwaltungsvorschlag stimmen. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass in der Gesamtschule Platz auch für eventuelle Abgänger des Gymnasiums sei.
Verärgert über die Behandlung des Schulthemas in der Stadt zeigte sich für die CDU Wilhelm Josef Wolff. Er vermisste rechtzeitige Hinweise der Verwaltung auf die beabsichtigten Änderungen, da habe die Verwaltung ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Scharf kritisierte er Bürgermeister Thomas Fiedler. So wie dieser über die Realschule gesprochen habe („die Realschule schlecht geredet“), dürfe kein Chef mit Einrichtungen in seiner Verantwortung umgehen.. Zurzeit sehe er, Wolff, keine Notwendigkeit für eine Änderung der Schullandschaft.
Was die Eile bei der Elternbefragung angehe, so konterte der Bürgermeister, habe man auf überraschende Beschlüsse in den Nachbargemeinden Gangelt und Selfkant schnell reagieren müssen. Dort wird zum kommenden Schuljahr eine Gesamtschule gegründet und damit die Hauptschule in Gangelt, die auch von Geilenkirchener Hauptschülern besucht wird, geschlossen.
Während für die SPD Uwe Eggert signalisierte, dass seine Fraktion geschlossen für den Verwaltungsvorschlag stimmen werde, „damit jedes Geilenkirchener Kind auch Platz in einer Geilenkirchener Schule findet“, beantragte für die Freie Bürgerliste Christian Kravanja geheime Abstimmung. In seiner Fraktion gebe es keine einheitliche Meinung zum Thema. Für beide Formen – mit oder ohne Realschule – ließen sich Argumente finden. Ein „richtig oder falsch“ gebe es in dieser Frage nicht.
Die Abstimmung, die nach langer Diskussion zustande kam, ergab bei 37 abgegebenen Stimmen 13 Ja- und 24 Nein-Stimmen zum Verwaltungsvorschlag und damit eine überzeugende Mehrheit für den Fortbestand der Realschule. Die vielen Pädagogen im Zuhörerraum des Ratssaals, die den Diskussionsfleiß der Stadtverordneten sicher beflügelten, konnten aufatmen.