Geilenkirchen. Es brodelt schon seit Monaten. Die Gerüchte um die finanzielle und personelle Situation innerhalb des Geilenkirchener Stadtverbandes der Europa-Union (EU) wollten nicht verstummen. Jetzt kommen die Dinge um die der CDU nahestehenden Organisation an die Öffentlichkeit. Es geht dabei laut einem Bericht der „Geilenkirchener Zeitung“ um Insolvenzverschleppung, einen frisierten Rechenschaftsbericht, Eigenmächtigkeit des Vorsitzenden, Prof. Dr. Gerd Wassenberg, und Vereinskonten, die mit Tausenden im Minus stehen sollen. Wassenberg, so die Zeitung, wolle sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern und wird zitiert: „Alle technischen Abläufe liegen in der Hand eines Anwalts. Alles andere wird von mir auf der Hauptversammlung am 29. Mai gesagt.“
Ans Licht gebracht hat die internen Turbulenzen ein zweiseitiger Brief der EU-Geschäftsführerin Monika de Hesselle und des ehemaligen Reisebeauftragten, Reinhold Becker. Die sahen sich genötigt, die rund 260 Mitglieder der Organisation zu informieren, weil sie am Termin der Mitgliederversammlung, die am 29. Mai stattfinden soll, verhindert sind. Sie hätten ihre Tätigkeits- und Rechenschaftsberichte gerne auf dieser Veranstaltung präsentiert, sind an diesem Tag aber verhindert.
Monika de Hesselle wirft Wassenberg vor, er habe ihr im letzten Dezember die Prokura für die Bankverbindungen entzogen. Das sei offenbar ein Reflex darauf, dass sie im Oktober den Landesverband der Europa Union über die klamme Kassenlage unterrichtet habe. Wenig später wurde ihr auch die Geschäftsführung entzogen. Auch Reinhold Becker ist seit Januar nicht mehr für die Europa Union tätig. Die Zusammenarbeit mit ihm habe Wassenberg mit Datum 9. Januar schriftlich aufgekündigt.
Die Geilenkirchener Europa Union hat also ihren Skandal. Jetzt will der Landesverband einen Versuch starten, zu retten, was noch zu retten ist. Für den 16. Mai hat er die Kontrahenten zu einem Gespräch nach Dortmund eingeladen. Geprüft werde allerdings, ob der Geilenkirchener Stadtverband gegen Verbandsinteressen verstoßen habe.
Gerüchte um klamme Kassen bei der Europa Union kursieren in Geilenkirchen schon seit fast einem Jahr. Im Mittelpunkt stand dabei die Veranstaltungsreihe „Geilenkirchen blickt auf Europa“. Rechnungen der Stadt sollen nicht bezahlt worden sein. Das – so wollen gut informierte Kreise wissen – soll auch dazu geführt haben, dass die Präsentation des Partnerlandes Dänemark im letzten Jahr das letzte Europa-Fest der Europa Union in der Garnisonsstadt gewesen sei. Zumindest in 2012 weist der Veranstaltungskalender unserer Stadt keinen Termin für die Fortsetzung aus.
So oder so: Es ist wohl keine allzu gewagte Prognose, dass uns das Thema Europa Union in den kommenden Wochen erhalten bleiben wird. Die Europa Union steht vor einem Scherbenhaufen.