Bewegende Begegnung mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern Geilenkirchens – Eintrag ins Goldene Buch

Geilenkirchen. Bei einem Gastgeschenk zeigte sich Thomas Fiedler sichtlich bewegt: Beim Besuch ehemaliger jüdischer Bürger Geilenkirchens nahm der Bürgermeister die Rekonstruktion von originalen Gesängen aus der ehemaligen Geilenkirchener  Synagoge entgegen. Bei einer Feierstunde im Ratssaal trugen sich Dina Friede (81), Issachar Ilan (87), Meir Braun (86) und Kurt Gottschalk (77) in das Goldene Buch der Stadt ein. Den Besuch der vier Senioren, die als Kinder unter dem Naziterror ihre Heimatstadt Geilenkirchen verlassen mussten, hatte die „Initiative Erinnern GK“ in monatelanger Arbeit vorbereitet. Drei der Gäste, die übrigens teils in Begleitung der Ehepartner und jüngerer Angehöriger waren, wohnen in Israel, einer (Kurt Gottschalk) in den USA.

In seiner Begrüßung erinnerte Thomas Fiedler unter anderem daran, dass die Heimatstadt der Gäste 1938 in der Pogromnacht „ein Gesicht zeigte, vor dem uns heute noch graut“. Auf das Heute bezogen stellte der Bürgermeister Geilenkirchen als eine moderne Stadt im gemeinsamen Wirtschaftsraum mit den Niederlanden und Belgien vor. Eine Stadt, die mit ihrer grünen Umgebung eine Menge an Lebensqualität bietet, und in der sich mit dem Nato-E-3A-Verband und dem  Verifikationszentrum zwei militärische Einrichtungen befinden, die sich unbewaffnet für die Erhaltung des Friedens einsetzen. Im Hinblick auf die jüdischen Gedenkstätten in der Stadt deutete Fiedler an, dass sich der Synagogenplatz an der Herzog-Wilhelm-Straße in absehbarer Zukunft in einem ansprechenderen Zustand zeigen werde.

Besonders eindrucksvoll in der Feierstunde, an der Annegret Heesen mit Stücken auf der klassischen Gitarre mitwirkte, waren die  die Beiträge der Gäste. Dabei war ein gemeinsam vorgetragenes jüdisches Lied sicher der Höhepunkt, aber auch die kurzen Wortbeiträge waren nicht nur wegen der immer noch guten Beherrschung der deutschen Sprache bewegend. Zum Beispiel wenn Dina Friede (geborene Gottschalk) die Hoffnung äußerte, dass auch ihre Töchter und Enkel später ihre Geburtsstadt besuchen werden, und vor allem Christa Nickels und Karl-Heinz Nießen von der Initiative Erinnern GK für ihren Einsatz dankte. Ergreifend waren auch die Erinnerungen von Issachar Ilan, der als Kind noch Bernhard Baum hieß. Er erinnerte an seinen Großvater, der ein wichtiger Mann in der Synagoge war, und an seinen Vater, der als deutscher Freiwilliger sich im Ersten Weltkrieg auszeichnete. Als dieser Vater von Nazischergen abgeholt und in das Lager Buchenwald gebracht wurde, sah einer der Abholer ein Bild des Vaters in Uniform an der Wand hängen und murmelte: „Der Dank des Vaterlandes ist euch gewiss“.

Kurze Grußworte richteten Peter Pauli als Leiter der Geilenkirchener Realschule („Wir müssen unseren Kindern klar machen, was nicht sein darf“), die evangelische Pfarrerin Tanja Bodewig („Nur das Erinnern kann helfen, die Zukunft zu bauen“), Ratsmitglied Jürgen Benden und Pascal Winter als stellvertretender Schülersprecher des Berufskollegs an die Teilnehmer der Feierstunde. Auf die Gäste und ihre Angehörigen wartet in diesen Tagen noch ein ansprechendes Programm, bei dem – so Bürgermeister Thomas Fiedler – das Konzert mit jungen Musikern und Sängern am Donnerstag, 4. September, 18 Uhr, am Gymnasium St. Ursula, einer der Höhepunkte sein dürfte. (mh)