Emotionen um den Abriss der Kirche St. Josef – Vorstellung des „Modells der Zukunft“

Geilenkirchen. Viele Gerüchte brachten Geilenkirchener Bürger ins Grübeln.  Zehn Eigentumswohnungen wären bereits verkauft, die Franziskusheim gGmbH würde die Katholische Kirche St. Josef in Bauchem abreißen, um zu investieren und ihre Gewinne noch mehr zu steigern usw.

Umso wichtiger ist es, dass sich die Gerüchteküche in Luft auflöst. Denn es gibt Tatsachen, die den Abriss von St. Josef in Bauchem unausweichlich machen und Platz schaffen für ein Projekt, das den Bedarf vieler Bürger in Bauchem und anderen Geilenkirchener Stadtteilen decken dürfte.

Zur ersten von insgesamt zwei Informationsveranstaltungen hatte die Gemeinde eingeladen. Rund 60 Bürger und Bürgerinnen waren in die „Oase“ gekommen. Ansgar Lurweg (Gemeinderat), Architekt Viethen, Pastor Frisch und Hanno Frenken, der Geschäftsführer der Franziskusheim gGmbH, beantworteten Fragen und klärten über Stand, Entwicklung und Planung sowohl des Abrisses als auch der möglichen Neuentstehung eines Sozialzentrums in Bauchem umfassend auf.

Einmal sei es falsch, dass die Franziskusheim GmbH die Kirche abreiße. St. Josef sei schon seit vielen Jahren ein Problem, umfangreiche Renovierungsarbeiten sind dringend erforderlich. Die Höhe der Kosten belaufe sich auf gut 500.000 Euro, die aus Mitteln der Kirche nicht aufgebracht werden können. Hinzu kommen die normalen Kosten.

Ansgar Lurweg  klärte zur Entstehung des neuen Gedanken auf. Das Problem um St. Josef sei schon seit vielen Jahren bekannt, und man habe sich intensiv und gründlich damit auseinandergesetzt, bevor man beschlossen habe, die Kirche abzureißen. Es war nicht einfach, weil für viele Bürger eine Menge Emotionen damit verbunden sind.

Schon vor zehn Jahren habe man überlegt, wie die Pfarrgemeinde finanziell aufzustellen sei, und es wurde nach Lösungen gesucht, wie mit diesem Problem umzugehen sei. Die Kosten wurden bereits damals zurückgefahren. Im Bistum generell müssen sich  alle Pfarren von 30 % ihrer Immobilien trennen.

Lurweg sagte es schonungslos: Ende 2009 stand fest, dass St. Joseph aufgrund der finanziellen Lage nicht mehr gehalten werden kann. Er nannte die Fakten und Zahlen. Auf dieser Grundlage seien keine drei Kirchen in Geilenkirchen zu erhalten. Zudem gebe es durchaus Interesse an Altenwohnungen.

Zahlreiche Fragen der Bürger und Bürgerinnen traten auf, die von den anwesenden Verantwortlichen umfangreich beantwortet wurden. Das emotionale Interesse war groß und Betroffenheit zu spüren. Ebenso bemängelte man die Informationspolitik der Gemeinde über dieses Projekt.

Pfarrer Frisch bestätigte: „Wir haben uns – bevor wir in die Öffentlichkeit gehen und sagen, dass wir die Kirche nicht erhalten können – gleichzeitig etwas für die Menschen im Stadtteil Bauchem überlegt. Wichtig ist es, dass wir mit der Kath. Kirche  im Stadtteil Bauchem mit der Franziskusheim gGmbH präsent bleiben.  Es war uns ein Anliegen, gleichzeitig beides zu tun, sagen zu können: Wir haben eine Idee und einen Plan.“

Hanno Frenken stellte zunächst klar, dass die Franziskusheim  gGmbH mit rund 300 Mitarbeitern  keine Millionengewinne erziele. Die gGmbH sei gemeinnützig und zahle in einigen Bereichen auch Steuern.  „Wir machen keine Gewinne, haben einige Rücklagen, um die Gebäude in Takt zu halten. Wir reißen nicht die Kirche ab, sondern sind auf den Plan gerufen worden, nachdem die gewählten Gremien schon entschieden haben, die Kirche in Bauchem nicht weiter fahren zu können. Danach hat der Aufsichtsrat beraten: Was können wir Sinnvolles an Altenhilfe in diesem Stadtteil anbieten. Altengerechte, barrierefreie, sozialverträgliche und öffentlich geförderte Wohnungen für Menschen, die ein nicht so hohes Einkommen haben,  sind geplant. Wir müssen das nicht bauen, aber es macht Sinn, dass wir als gemeinnützige gGmbH solche Plätze besetzen. Sonst würden private Investoren an dieser Stelle auf den Plan gerufen. Eine gemeinnützige Einrichtung ist darauf ausgerichtet, Dienstleistungen bezahlbar anzubieten.“

Auch gäbe es keine zehn, bereits verkaufte Eigentumswohnungen. Er habe gesagt: „Wir hätte schon zehn Eigentumswohnungen verkaufen können“, so groß sei das Interesse. Frenken machte auch deutlich: „Es gibt keine Warteliste.“ Wenn es soweit ist, wird es öffentlich bekanntgegeben, ob und in welcher Form Wohnungen verkauft werden.

Architekt Viethen stellte das geplante Projekt vor. Die ersten Überlegungen: Mit dem ersten Bauabschnitt soll möglichst sinnvoll die Tagespflege in einem neuen Gebäude angesiedelt werden. Büroflächen, ambulanter Pflegedienst, ein Gemeinschaftsraum als Quartierzentrum mit Bistro-Café, Vereinsraum. Zentral soll mindestens ein sakraler Raum entstehen. Dies soll ein Anlaufpunkt für das ganze Viertel werden. Im 1. Bauabschnitt sollen 48 Wohnungen für Singles und Paare in der Größe von 47 – 62 qm entstehen, barrierefrei und mit Aufzug.

Die Finanzierung dieses Projektes ist keineswegs abgeschlossen. Ein Teil kann über die Franziskusheim gGmbH mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, eventuell über eine Stiftung. Dass es für Bauchem wichtig ist, einen solchen Treffpunkt zu schaffen, steht außer Frage.

Mit dem Bau kann voraussichtlich frühestens in der zweiten Hälfte 2014  begonnen werden, und die Tagespflege könnte 2015 besetzt werden. 2016  könnte der 2. Bauabschnitt folgen, der 2017 möglicherweise fertiggestellt wird.

Gärten, ruhige Wege und Parkplätze im hinteren Bereich, ein öffentlicher Bereich, eine ruhige und interessante Wohnlage sollen das Projekt attraktiv machen. Wohnungen im sozialen Wohnungsbau. Eigentumswohnungen könnten entstehen.

Nachdem die Emotionen während der Veranstaltung zwischenzeitlich sehr hoch waren, überzeugte das Konzept der Franziskusheim gGmbH am Ende wohl doch. Es gab viel Applaus für Hanno Frenken.

Die zweite Informationsveranstaltung findet am Donnerstag, 5. Dezember, 18 Uhr, in der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule statt.