Offene Ganztagsschule: Vor allem die Raumnot bereitet Sorgen

Geilenkirchen. Um eine umfangreiche Darstellung der Offenen Ganztagsschulen (OGS) im Stadtgebiet hatten die Grünen per Antrag gebeten. Im Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur nahm sich die Koordinatorin des Malteser Werks für die OGS rund eineinhalb Stunden Zeit, um die Politiker zu informieren und deren Fragen zu beantworten.  Vor zehn Jahren waren es zunächst die beiden Geilenkirchener Grundschulen (KGS und GGS) sowie die Grundschulen in Gillrath und Teveren, die sich für den offenen Ganztagsbetrieb entschieden, ein Jahr später kam die Realschule dazu, und seit einem Jahr ist auch die Grundschule Würm dabei. Die OGS-Schultage dauern bei unterschiedlichen Abholzeiten für die Eltern bis 16 Uhr. die Betreuung setzt ab 11.30 Uhr ein, umfasst die die Essenszeit sowie Arbeitsgemeinschaften, Spiele oder weitere Aktivitäten. Daneben gibt es die kurze Betreuung, die um 13 Uhr endet. In den Ferien und an Brückentagen werden die Kinder von acht bis 16 Uhr betreut, eine Ausnahme bilden die letzten drei Wochen der Sommerferien (die Phase der Grundreinigung an den Schulen) und die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr.

Insgesamt 434 Geilenkirchener Kinder werden zurzeit in der „Offenen Ganztagsschule“ (OGS) betreut. Dabei  ergibt sich folgendes Bild: KGS Geilenkirchen: 97 Ganztagsbetreuungen, 29 bis 13 Uhr; GGS Geilenkirchen: 86 ganztags, 23 bis 13 Uhr; KGS Würm: 15 ganztags, 33 bis 13 Uhr; GGS Gillrath: 51 ganztags, 29 bis 13 Uhr; KGS Teveren: 26 ganztags, 25 bis 13 Uhr; Realschule: 20 – anders als bei den Grundschulen beginnt  die Betreuung mittags und endet um 16.30 (freitags 15.30) Uhr.

Nach den Ausführungen von Kerstin Knickmeier-Soudani sind es vor allem Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, die den OGS-Betrieb nutzen, daneben melden sich jedoch immer mehr Eltern, welche die Betreuung zum Beispiel auch als Sprachschulung für ihre Kinder sehen. Während pädagogische Probleme nicht mehr die große Rolle spielen, gibt es ein anderes: „Uns sind oft räumliche Grenzen gesetzt“, sagte Kerstin Knickmeier-Soudani. Vor allem die Raumnot an der Grundschule Gillrath und die in Teveren (auch wegen Benutzung durch andere Gruppen) bereiten für das kommende Schuljahr Sorgen. Die Raumnot führe auch zu Wartelisten oder gar zu Abweisungen – zwölf waren das gerade an der KGS Geilenkirchen. Diese Abweisung behalte man aber im Auge und wende sich an die Eltern, sobald Plätze frei werden.

47 Mitarbeiter (darunter ein Mann) arbeiten derzeit im Geilenkirchener OGS-Bereich. Wie positiv diese zu ihrer Arbeit stehen, belegte unter anderem eine unter fünf Prozent liegende Fluktuationsrate. „Allerdings“, so die Koordinatorin, „gibt es auch die bittere Erkenntnis, dass die OGS keine Lobby hat“.  In der späteren Diskussion ergänzte sie, dass manche Eltern auch vor den Kosten zurückschreckten und Elterninitiativen zur Betreuung bildeten, beziehungsweise die Angebote anderer Träger wie zum Beispiel die der Jugendeinrichtung „Zille“ nutzten. Das führe zu einer Konkurrenzsituation, „die uns den Boden unter den Füßen wegziehen kann“, sagte Kerstin Knickmeier-Soudani, was sie ausdrücklich nicht als grundsätzliche Kritik an „Zille“ verstanden wissen wollte, wie sie auf einen Einwand von Chrsitoph Grundmann (SPD) betonte.

Finanziert wird die OGS durch Beiträge der Eltern von 65 Euro pro Monat plus 30 Euro, wenn auch Essen eingenommen wird. Für bestimmte Gruppen, zum Beispiel Harz IV-Bezieher, Asylbewerber oder Familien, die mehrere Kinder in der Betreuung haben, gibt es Ermäßigungen. Dass die finanzielle Seite der OGS für die Stadt durchaus positiv aussieht, bestätigte Beigeordneter Herbert Brunen. Bei Gesamtkosten von 780.000 Euro betrage nach Abzug der Elternbeiträge und von Landeszuweisungen der städtische Anteil nur  65.000 Euro. Die Qualität der OGS, so Herbert Brunen, werde im Übrigen auch von den Schulleitern bestätigt.

Dass diese Schulleiter in der Sitzung des Sozialausschusses nicht anwesend waren, wurde von mehreren Politikern in der anschließenden Diskussion bemängelt. Dabei sprach Kerstin Knickmeier-Soudani nochmals die Raumnot an, was Grünen-Sprecher Jürgen Benden zu der Aussage brachte: „Wir dürfen drängende Probleme nicht auf die lange Bank schieben!“ In Gillrath zum Beispiel könne eine einfache Trockenbaumaßnahme (Wand) Abhilfe schaffen. Nach dem Vortrag dürfe es nicht dazu kommen „dass wir im Ausschuss alle sehr betroffen sind, aber nichts passiert“, sagte Benden und forderte von der Verwaltung die Vorlage eines Raumkonzeptes.  Als Leiter des Amtes für Bildung und Wirtschaft reagierte darauf Gort Houben mit der Bemerkung „So ganz blöd sind wir auch nicht. Wir haben aber den Stein der Weisen nicht gefunden und sind bei der Raumfrage am Ende“.

Karola Brandt (Bürgerliste) fasste die Meinung der Ausschussmitglieder zusammen: „Wenn wir die Kinder nicht mitnehmen, landen sie auf der Straße“, sagte sie und wollte von der OGS-Koordinatorin wissen, was ihr dringendster Wunsch sei. Dazu Kerstin Knickmeier-Soudani: „Auch in Zeiten der Inklusion muss Schule wieder für Schüler da sein und zwar bis 16 Uhr“.

Auf das Thema Raumnot für die OGS kam übrigens Jürgen Benden (Grüne) bei einem anderen Punkt der Tagesordnung zurück. Beim Beschluss über den Bau einer neuen Turnhalle in Gillrath regte er an, hier zu rüfen ob man nicht zusätzlich Räume einplanen könne, da die Versorgungseinrichtungen einmal vorhanden seien. Ausschussvorsitzender Marko Banzet lehnte es ab, „beim Punkt Turnhalle ein neues Fass aufzumachen“. Für den Bau der neuen Turnhalle in der bereits vom Bau- und vom Haupt- und Finanzausschuss beschlossenen Variante gab auch der Sozialausschuss einstimmig grünes Licht. (mh)

1 Kommentar

  1. Man macht kein neues Fass auf, wenn man Überlegungen anstrebt, Die Versorgung der Turnhalle so zu dimensionieren. das man einen Anbau ohne weiteres an die Turnhalle anschließen kann. Bis jetzt wurde lediglich die Variante der Turnhalle und eine Summe X beschlossen. So wie die Turnhalle damals geplant wurde wird Sie heute kaum noch gebaut werden können. Die Planungen müssen so oder so neu gemacht werden. Hierdurch macht man kein neues Fass auf, man betreibt Vorsorge statt wie in der Stadt Geilenkirchen gepflegten Manier Nachsorge, die dann meist aus Kostengründen nicht mehr möglich ist.

    Herr Brunen spricht von einer positiven Bilanz, wo sieht er die? Wenn Frau Knickmeier- Soudani anspricht, das Eltern sich anfangen selbst zu organisieren. Es steht hier eindeutig was im Widerspruch. Positiv bleibt dann nur zu erwähnen das es für die Stadt gut wäre, wenn Eltern sich selber organisieren, dann kommen auf die Stadt keine Mehrkosten zu in Form von Raumschaffung.

    Zuletzt möchte ich anmerken, das eine gerade Körperhaltung eines Vorsitzenden positiver herüber kommt, als die schon fast als „Schlafposition“ zu betrachtende Körperhaltung die er an den Tag gelegt hat. Wenn man sich so in der freien Wirtschaft präsentieren würde, könnte man gleich die Koffer packen.

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